"Der 4. Juli 1954 als der emotionale Gründungstag der Bundesrepublik"
„Aus, aus, aus. Das Spiel ist aus. Deutschland ist Weltmeister!“
Der 4. Juli 1954 hat die junge Bundesrepublik verändert. „Eine Generation schöpft Zuversicht, das Leben ging neu los“ bilanziert Manuel Neukirchen, der Leiter des Deutschen Fußballmuseum in Dortmund in einer Biographie über Sepp Herberger.
Im 25. Länderspiel nach dem Zweiten Weltkrieg wird Ungarn am 4. Juli 1954 in Bern mit 3:2 geschlagen. „Wie raffiniert doch Herbergers Taktik gegen die hoch favorisierten Ungarn gewesen war. Wie atemberaubend die deutsche Mannschaft den 0:2 Rückstand egalisierte. Und wie glänzend Helmut Rahn mit seinem Schuss aus dem Hintergrund das befreiende 3:2 erzielte. Dieser so leidenschaftlich errungene Erfolg der Nationalmannschaft im Berner Wankdorf-Stadion hatte eine ganze Generation begeistert. Der 4. Juli 1954 als der emotionale Gründungstag der Bundesrepublik“, wie Neukirchen zusammenfasst.
In Grünwald, im letzten Vorbereitungslehrgang auf die Weltmeisterschaft 1954 schwor Herberger seine Mannen auf sein variables Kombinationsspiel ein. Im Endspiel um die fünfte Fußball-Weltmeisterschaft, hatte sich der Bundestrainer einen glänzenden Plan zurechtgelegt. Das Abwehrverhalten der Ungarn machte Herberger als wunden Punkt im ansonsten überragenden Offensivspiel aus.
Auf dem linken Flügel ordnete er verstärktes Tempospiel an. Alle deutschen Tore fielen über diese Seite. Auch die Doppeldeckung des ungarischen Mittelstürmers zahlte sich aus. Sandor Hidegkuti blieb ohne Torerfolg. Der Essener Helmut Rahn erzielte sieben Minuten vor Spielende den deutschen Siegtreffer. Herberger war am Ziel seiner Träume.
„Er hat mit seiner Mannschaftsführung und seiner Idee vom Spiel neue Maßstäbe gesetzt, die den Fußball in Deutschland beeinflusst und verändert haben“, so Neukirchen. 28 Jahre bekleidete Herberger das Amt des Nationaltrainers, in 162 Begegnungen verbuchte er 92 Siege und führte die Nationalmannschaft viermal in die WM-Endrunde. „Mit dem Weltmeisterschaftserfolg seiner Mannschaft 1954 endete die Nachkriegszeit. Herberger gab dem emotionalen Wendepunkt in Deutschland ein Gesicht, Herbert Zimmermann vor seinem Mikrofon eine unvergleichliche Stimme. Und beides gehört zusammen“, bilanziert Neukirchen.
Der Endspielball von Bern, den Spieler Werner Kohlmeyer im Auftrag von Fritz Walter für Herberger nach dem Spiel von Schiedsrichter William Ling auf dem Rasen des Wankdorf-Stadions zur Erinnerung ergatterte, ist in der Dauerausstellung im Fußballmuseum das Leitobjekt für das „Wunder von Bern“.
Die Rückkehr im Sonderzug nach Deutschland wurde zum Triumphzug. Dort wo alles begann als Sepp Herberger ab dem 24. Mai 1954 für zehn Tage im Trainingslager die letzten 29 deutschen WM-Kandidaten auf Herz und Nieren geprüft und 22 final auswählte, trugen sich diese 22 Spieler am 6. Juli 1954 ins Goldene Buch der Gemeinde ein.
ARD-Mediathek:
"Das Wunder von Bern und die Folgen" https://www.ardmediathek.de/video/sportschau/50er-das-wunder-von-bern-und-die-folgen/das-erste/Y3JpZDovL3Nwb3J0c2NoYXUuZGUvZmYwNzUzYjEtYTU2MS00Y2ZmLWIzNTMtZjI2MGI0YWZlNzgx
Offizieller Trailer zum Spielfilm "Das Wunder von Bern" https://youtu.be/QNllJPLHPJ8?feature=shared
Das WM-Aufgebot:
Hans Bauer (FC Bayern München)
Ulrich Biesinger (BC Augsburg)
Horst Eckel (1. FC Kaiserslautern)
Herbert Erhardt (SpVgg Fürth)
Richard Herrmann (FSV Frankfurt)
Bernhard Klodt (FC Schalke 04)
Werner Kohlmeyer (1. FC Kaiserslautern)
Heinz Kubsch (FK Pirmasens)
Heinrich Kwiatkowski (Borussia Dortmund)
Fritz Laband (Hamburger SV)
Werner Liebrich (1. FC Kaiserslautern)
Karl Mai (SpVgg Greuther Fürth)
Paul Mebus (1. FC Köln)
Karl-Heinz Metzner (Hessen Kassel)
Max Morlock (1. FC Nürnberg)
Alfred Pfaff (Eintracht Frankfurt)
Josef Posipal (Hamburger SV)
Helmut Rahn (Rot-Weiß Essen)
Hans Schäfer (1. FC Köln)
Toni Turek (Fortuna Düsseldorf)
Fritz Walter (1. FC Kaiserslautern)
Ottmar Walter (1. FC Kaiserslautern)
Voriger Beitrag | Zurück zur Übersicht | Nächster Beitrag |